Dyslexie

Das entschlüsselte Geheimnis der Dyslexie

Das geschriebene Wort steht heute mehr denn je im Zentrum des Lebens, und aus diesem Grund können Störungen im Verstehen eines geschriebenen Textes für die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen von größter Bedeutung sein. Die meisten Menschen haben beim Lesen- und Schreibenlernen keine größeren Schwierigkeiten, während dieser komplexe Denkprozess für manche ihr ganzes Leben lang ein großes oder sogar ein durchaus unüberwindbares Hindernis bleibt, und zwar auch für solche Menschen, bei denen keine Rückständigkeit in ihrer geistigen Entwicklung oder geringere Begabung vorliegt, und nicht selten auch für jene mit hohen Geistesgaben.

Es gibt mehrere verschiedene Auffassungen von der Dyslexie. Diese mit dem Schreiben und Lesen der Buchstabenschrift zusammenhängende Störung wird heute in einschlägigen Fachkreisen als lebenslange Benachteiligung betrachtet.

Es gibt viele verschiedene Theorien der Dyslexie, aber es ist keiner bisher bekannten Theorie gelungen, eine Erklärung für diese Störung zu liefern, mit der man imstande wäre, diese Störung vollständig zu beheben.

Ein Einblick in diese Störung ist mir durch das Verständnis der neuen REI-Theorie gewährt worden. Ich leitete aus dieser Theorie eine Erklärung ab und aus dieser Erklärung eine einfache Methode, mit der ich einem Kind mit dieser Störung helfen konnte. Weiter unten lege ich die Erklärung der Dyslexie und die Methode zu ihrer Behebung dar. Alle Übungen mit Anleitungen finden Sie in den Anhängen.

Die Methode ist urheberrechtlich geschützt. Da ich der Meinung bin, dass das Lesen allen zugänglich sein sollte, biete ich die Methode unentgeltlich allen, die ihrer bedürfen, zum Eigengebrauch an. Die Anwendung dieser Methode zu Erwerbszwecken ist nicht zulässig.

Eros

REI

Die REI-Theorie stellt eine vollkommen neue Auffassung der menschlichen Psyche und somit auch der Psychologie dar. Zum ersten Mal vorgestellt wurde sie 2010 in dem Buch [Psi], das zugleich auch die einzige Quelle ist, durch die man sich mit diesem neuen Wissen vertraut machen kann. Obwohl es sich hier in Wirklichkeit um einen wissenschaftlichen Ansatz handelt, wird diese Theorie nicht so dargestellt, wie man es bisher gewohnt war – d. h. auf eine nur einem engeren Expertenkreis verständliche Art und Weise. [Psi] stellt dieses Wissen in einem jedem Menschen zugänglichen Text dar. Dieses Buchkonzept wurde dem Verfasser im Traum übermittelt.

Für jene, die mit dem Buch noch nicht vertraut sind:

Die REI-Theorie offenbart, dass alle Denkprozesse von drei völlig verschiedenen Denkprozessoren gesteuert werden. Jeder dieser Prozessoren ist völlig autonom und selbstbewusst. Wir können jedoch nur das Denken eines von ihnen in unser Bewusstsein heben, während uns das Denken der beiden anderen nicht bewusst ist. REI ist ein Kurzwort, gebildet aus den Anfangsbuchstaben der drei Denkprozessoren (Verstände), die Ratio, Emotio und Instinkt heißen, wobei ihre Merkmale nicht mit den uns bisher bekannten Bedeutungen dieser Wörter zusammenfallen.

Diese drei Verstände haben ihre eigenen Wirkungsbereiche, deren Ineinandergreifen und Zusammenwirken für unser Handeln notwendig sind. Jeder Verstand begreift das Geschehen in unserer Umwelt voll und ganz auf seine eigene Art und kann über alles selbstständig entscheiden. Diese Bestimmung ist im Groben nichts Neues, denn sie taucht in ähnlichen Varianten auch in vielen anderen Theorien auf. Der bisher verkannte Schlüssel zu unserer Vernunft verbirgt sich in der mathematischen Aufstellung der Macht dieser drei autonomen Denksysteme. Diese Aufstellung berücksichtigt drei mögliche Verhältnisse: ein Verstand besitzt eine größere Macht als der andere, ein Verstand besitzt die gleiche Macht wie der andere, ein Verstand besitzt eine geringere Macht als der andere. Mit Bezug auf diese Machtverhältnisse lassen sich diese Denkprozessoren in genau zwölf unterschiedliche und eine ebenbürtige Gruppe mit symmetrischer Anordnung einteilen, wie es aus der unten dargestellten Tabelle ersichtlich ist. Die Rangordnung der Macht des jeweiligen Verstandes wird durch drei verschiedene Buchstabengrößen veranschaulicht:


 

Dieses Verhältnis bleibt bei jedem von uns lebenslang unverändert. Infolge der zwischen diesen drei Verständen bestehenden Unterschiede und der Besonderheiten, die sie in ihren Denkvorgängen aufweisen, bedeutet jede von diesen Aufstellungen ein besonderes, einzigartiges Denkmuster und stellt zugleich einen der zwölf verschiedenen menschlichen Charaktere und einen weiteren symmetrischen Charakter dar. Diese zwölf verschiedenen Charaktere sind in der Natur gleichmäßig vertreten, während der dreizehnte Charakter nur selten vorkommt. Männer haben überwiegend einen der Charaktere aus der zweiten, Frauen aus der dritten Zeile.

Das Verständnis des REI-Modells ist für das Verständnis der menschlichen Psyche von höchster Bedeutung. Wegen der Einzigartigkeit jedes dieser Charaktere und der typischen Unterschiede, die sie in ihren Denkvorgängen aufweisen, sind die meisten bisherigen Untersuchungen, die an den Verhaltensmustern des Menschen ohne Berücksichtigung dieses Modells vorgenommen wurden, nichtig.

Eine empirische Vergleichbarkeit erlaubt nämlich nur eine innerhalb einer Gruppe mit gleichem Charakter durchgeführte Untersuchung.

Keiner dieser drei Denkprozessoren ist besser oder schlechter als der andere, während sie sich durch ihre Wirkungsweise erheblich voneinander unterscheiden: die Ratio bildet den logisch-analytischen Teil unseres Denkens und ist der einzige Verstand, dessen wir uns bewusst sind; die Emotio denkt dagegen in Bildern, während sich der Instinkt dazu der Gefühle und Ängste bedient.

Auf der Grundlage des Verständnisses dieses einfachen Modells lassen sich so gut wie alle mit der menschlichen Vernunft zusammenhängenden Erscheinungen verstehen und erklären. Durch die REI-Theorie lassen sich Verliebtheit und Träume leicht erklären, depressive Erscheinungen, Autismus und Asperger-Syndrom, Phobien, Dyslexie und alle anderen Schwierigkeiten des modernen Menschen wie etwa Untreue, Einsamkeit, Süchte und sexuelle Schwierigkeiten begreifen. Die REI-Theorie bildet somit eine dermaßen grundlegende Erkenntnis der Wirkungsweise unserer Vernunft, dass man mit ihrer Hilfe auch verwickelte gesellschaftliche Erscheinungen und Wirtschaftssysteme begreifen kann. Die größte Besonderheit dieser neuen Theorie liegt wohl darin, dass man mit ihrer Hilfe unsere Denkprozesse zum ersten Mal wirklich vorhersehen und vorhersagen und darüber hinaus auch ihre Ursachen und Folgen begreifen kann.

Die Dyslexie in der REI-Theorie

Nach den bisher bekannten Untersuchungen weisen an Dyslexie leidende Menschen Merkmale auf, die sich mit den Merkmalen eines der drei Verstände, d. h. der Emotio überlagern. Dies erregte schon von Beginn an den Verdacht, dass diese Lernschwierigkeit eben mit diesem Verstand zusammenhängen müsse. Wenn wir uns die Wirkungsweisen der drei Denkprozessoren eingehender anschauen, dann wird klar, dass sich nur einer von ihnen, die Ratio, zum Lesen mithilfe des Zusammensetzens einzelner Buchstaben zu Wörtern eignet. Bei einigen Menschen wird diese Leseaufgabe dagegen von der Emotio wahrgenommen, die aber infolge ihrer andersartigen Wirkungsweise auf vollkommen andere Art und Weise liest. Diese Störung wird als Dyslexie bezeichnet.

Die Dyslexie kommt am häufigsten bei Menschen mit einem der Charaktere aus der zweiten Zeile unserer Aufstellung und nie bei Menschen mit einem der Charaktere aus der ersten oder dritten Zeile wie auch bei Menschen mit dem zweiten Charakter aus der vierten Zeile vor.

Um verstehen zu können, warum es zu Unterschieden und Schwierigkeiten der Dyslektiker beim Lesen kommt, müssen wir zunächst die Wirkungsweise der Emotio verstehen. Die Emotio denkt in bildhaften Vorstellungen, indem sie sie in ihren Denkraum hineinstellt und Zusammenhänge zwischen ihnen herstellt. In diesem Raum kennt sie keine Definitionen und deswegen sind ihr auch alle Abgrenzungen, und zwar sowohl wörtliche als auch räumliche und zeitliche fremd. Sie kennt kein rechts oder links, sonder nur »die eine« und »die andere« Richtung. Die Emotio bestimmt etwas nicht durch Zentimeter, Gramme und Sekunden, sondern durch gleich, mehr und weniger »davon«. Für sie gibt es nur drei Zeitabschnitte – von wichtigster Bedeutung ist »jetzt«, das durch eine Vorstellung des gegebenen Augenblicks bestimmt wird. Hier gibt es ferner noch »vorher«, das durch eine bereits gewesene Vorstellung bestimmt wird, und »nachher«, das durch eine erst aufzutretende Vorstellung bestimmt wird. Ihre Denkweise ist deswegen nicht systematisch und planmäßig, sondern intuitiv, denn sie orientiert sich stets nur an ihren bildhaften Vorstellungen. Um die Wahrnehmungsweise der Emotio möglichst gut zu verstehen, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass sie ihre Bilder nicht so wahrnimmt, wie wir Fotos in einem Album wahrnehmen – die Emotio erfasst die Bilder räumlich, sodass sie jeden bildhaften »Begriff« gleichzeitig von allen Seiten erfasst.

Wie liest die Emotio?

Die Emotio setzt die Wörter beim Lesen nicht aus einzelnen Buchstaben zusammen, sondern erfasst ganze Wörter bzw. größere Wortteile (üblicherweise ihre Wurzeln) als einzelne Symbole, um sie mit Bildern in ihrem Gedächtnis zu verknüpfen. Dabei entsteht eine Schwierigkeit, denn sie hat auf diese Weise Tausende äußerst ähnlicher Bilder anstelle lediglich der Formen von sechsundzwanzig Schriftzeichen, die Lautzeichen (Phoneme) kennzeichnen und das Zusammensetzen von Wörtern möglich machen, im Gedächtnis zu behalten.

Obwohl das auf den ersten Blick unglaublich erscheint, ist dieser Verstand auch tatsächlich imstande, auf diese Art und Weise zu funktionieren. Schwierigkeiten mit stockendem Lesen treten aber bei Wörtern auf, die er nicht erkennt, nicht in einen Zusammenhang mit richtigen Bildern zu bringen und sich wegen ihrer Abstraktheit nicht bildhaft vorzustellen vermag, oder aber auch bei mehrdeutigen Wörtern.

Erst wenn das Worterkennen bei der Emotio völlig versagt, greift sie auf eine Notlösung zurück – sie erlaubt nun der Ratio, das betreffende Wort mithilfe einzelner Buchstaben zusammenzusetzen. Weil sich die Ratio wegen der ständigen Einmischung der Emotio in dieses Tun, das allerdings durchaus in ihren Wirkungsbereich fällt, keine ausreichende Geläufigkeit des Lesens aneignet, hält der Dyslektiker an diesem Punkt inne.

Die Emotio sieht sich wegen des außerordentlichen Umfanges der Denkoperationen bei dieser Leseweise zu Vereinfachungen gezwungen und prägt sich anstatt aller Flexions- und verschiedener Derivationsformen eines Wortes nur dessen Wurzel ein – ohne Präfixe und Endungen. Es fällt ihr dabei viel leichter, diese nach dem Gehör »anzuhängen« als in Bildern zu erkennen.

Lukas aß einen Apfel auf.

Weil der Dyslektiker keine Wörter zusammensetzt, sondern aus ihren Bildern Bedeutungen – Wurzeln – aufdeckt, erschließt sich in seinem Leseprozess zunächst nur das, was ihm zu erkennen gelingt, also:

Lukas aß ein Apfel.

Schon im nächsten Moment nimmt er den Fehler nach dem Gehör wahr und berichtigt die Endung:

Lukas aß einen Apfel.

Auf diese Weise gewinnen wir den typischen frühen dyslektischen Fehler beim Lesen, von dem es auf den ersten Blick scheint, dass dem Leser das Präfix, in unserem Falle also die trennbare Vorsilbe auf-, entgangen ist.

Der Dyslektiker vervollkommnet sich allmählich im Worterkennen, denn seine Emotio eignet sich eine größere Anzahl von Wörtern und ihren Wurzeln an. Die Schwierigkeit bleibt bei der Erkennung der Endungen bestehen, deren Zufügung der Dyslektiker allmählich ziemlich gut erlernt. Um beim Lesen möglichst wenige Fehler zu machen, fängt er an, seine Vorausschau des Satzes zu vergrößern – diese kann sich auch auf mehrere Zeilen erstrecken. Bei dieser Vorausschau setzt er mit großer geistiger Anstrengung die erkannten Textteile zusammen, während die nicht erkannten Lücken durch Erdachtes gefüllt werden. Er kann das sehr überzeugend tun. Die Schwierigkeit bei solch einem Tun liegt darin, dass er die ganze Zeit den Überblick über den Satz zu bewahren hat. Wenn der Satz mehrere Zeilen erfasst, wird das Lesen zu einer geistig sehr anspruchsvollen Aufgabe, und der Dyslektiker kann sich schon bei einer kleineren Unaufmerksamkeit in den Zeilen verlieren. Es wurde bisher irrtümlicherweise angenommen, dass der Dyslektiker über eine schlechtere Orientierung im Text verfüge. Dieses Detail legt dagegen offen, dass gerade das Gegenteil wahr ist: Der Dyslektiker besitzt nämlich einen gleichzeitigen Überblick über einen größeren Textteil, während der Leser, der sich beim Lesen der Ratio bedient, nur ein engeres Umfeld des von ihm im gegebenen Augenblick gelesenen Wortes überblickt. Diese Behauptung wird auch durch die Tatsache untermauert, dass entwickelte Dyslektiker oft mühelos ein Satz zu Ende lesen, auch wenn man ihnen den Text schon kurz nach Lesebeginn verdeckt hat.

Das oben Gesagte erklärt auch, warum die Dyslektiker Schwierigkeiten bei der Erkennung verschiedener Schriften haben, warum das Lesen sie so sehr ermüdet und warum sie beim Lesen nur mühevoll längere Zeit konzentriert bleiben.

Eine weitere Schwierigkeit, mit der sich der Dyslektiker beim Lesen auseinandersetzt, ist das Lesen von mehrdeutigen und abstrakten Wörtern. Die Emotio kann sich diese Wörter zwar als Bilder merken, verknüpft sie aber nur schwer mit den Vorstellungen aus dem Gedächtnis, denn für einige davon lässt sich kein durchweg entsprechendes Bild herstellen.

Solche sind etwa die folgenden grammatischen Wörter:

doch

sein

ziemlich

wie

irgendwas

aber

warum

In der bisherigen einschlägigen Literatur über Dyslexie wurden solche Wörter oft als »Auslöser« der Dyslexie betrachtet, wodurch schon wieder allein das Missverständnis um diese Schwierigkeit nachgewiesen wird, denn diese Wörter lösen beim Dyslektiker doch nichts aus, sondern sie werden bei ihm durch die Emotio nur schwer in die Erinnerung zurückgerufen, weil sie über keine entsprechenden Bilder von ihnen verfügt. Es soll ungefähr 200 solcher Wörter geben, und ihnen ist gemeinsam, dass sie nur von der Ratio in ihrer Sprache angewandt werden, während die Emotio ihrer bei ihrer Wirkungsweise gar nicht bedarf, denn sie kann sie leicht durch die Erkennung der Zusammenhänge in ihren eigenen Bildern ersetzen.

Das Wort

Pein

wird von der Emotio als

Bein

und

meinen

als

weinen

oder

Abbas

als

Abgas

erkannt.

Weil die Emotio Wörter durch den Vergleich einer großen Menge von Bildern erkennt, beginnt sie in dem Augenblick, wo sie ein bestimmtes Wort nicht gänzlich erkennt, nach seiner Annäherung oder ähnlichen Wörtern zu suchen. Sie vergleicht dabei das Wort von beiden Seiten und nicht nur so, wie es niedergeschrieben steht.

Lukas denkt.

Annäherung

Lukas dankt.

Das Wort

 

Not

als

Ton

und

 

ein

als

nie

und

 

Lager

als

Regal

gelesen.

Eine Schwierigkeit, mit der sich der Denkprozessor Emotio beim Lesen auseinandersetzt, liegt auch im Verknüpfen eines erkannten Wortbildes mit einem falschen Bild in seinem Speicher. Hier handelt es sich am häufigsten um Wörter mit ähnlicher Bedeutung, für die von der Emotio sehr ähnliche Bilder gespeichert werden. Das erklärt, warum der Dyslektiker das Wort

Vater

einfach auch als

Papa

 

Hof

und das Wort

Spielplatz

lesen kann.

Es ist nämlich möglich, dass die Emotio für die beiden Wörter das gleiche Bild gespeichert hat, d. h. das Bild des Vaters bzw. des Platzes vor dem Haus, wo man mit seinen Altersgenossen spielt. Der Dyslektiker kann das ganze Wort so lesen, dass kein einziger Buchstabe, wohl aber die Bedeutung dieses Wortes mit dem Niedergeschriebenen übereinstimmt. Weil seine Suche nach den Wörtern auch gemäß dem Sinn des Gelesenen erfolgt, kann es dabei auch zu einer Änderung der grammatischen Zahl kommen:

Das Wort

Mensch

kann er somit als

Leute

lesen.

Da die Dyslektiker Bilder nicht aus einzelnen Elementen zusammensetzen, sondern sie nur als Ganzes erfassen, können bei ihnen auch Schwierigkeiten bei der Erkennung der Zahlen auftreten. Wegen ihrer räumlichen Erfassung der Symbole haben sie üblicherweise keine Schwierigkeiten mit symmetrischen Zahlen wie 11, 22, 333 usw. Es kann jedoch zur Verwechslung der Zahlen 6 und 9 und der Reihenfolge bei den symmetrischen Zahlen 8 und 0 kommen, die von rechts oder links betrachtet gleich aussehen. Einige Dyslektiker bilden nummerische Aufzeichnungen der Zahlen mithilfe ihrer Zerlegung nach dem Dezimalsystem. 1180 sehen sie somit als drei Zahlen: 1000, 100 und 80. Weil aber die Emotio einzelne Objekte in ihrer Welt räumlich, also von allen Seiten gleichzeitig erfasst, sehen die Zahlen 80 und 08 für sie gleich aus, denn ihr ist nicht bewusst, aus welcher Richtung dieses bildhafte Objekt im gegebenen Moment betrachtet wird. Wir können uns das auch wie folgt vorstellen: In der Luft schwebt eine durchsichtige Folie, auf der die Zahl 80 steht, während wir mit unseren Gedanken in einer Gedankenwelt zwischen verschiedenen Zahlen spazieren und nicht darauf achten, von welcher Seite wir die Folie betrachten. Der Dyslektiker kann somit die Zahl 180 auch als 108 sehen.

Nach der REI-Theorie hängt die Dyslexie mit dem menschlichen Charakter zusammen, der durch das Machtverhältnis der drei Denkprozessoren bestimmt wird. Dyslektiker sind stets Menschen, bei denen der Verstand mit dem Namen Emotio den Vorrang hat. Beim Lesen der Buchstaben setzen sie folglich diesen ihren wichtigsten Denkprozessor ein, der aber für diese Aufgabe nicht so geeignet wie die Ratio ist, die von den meisten Menschen beim Lesen angewandt wird. In dieser Hinsicht ist also mit den Dyslektikern alles in Ordnung, denn es handelt sich bei ihnen bloß darum, dass sie beim Lesen für diese Aufgabe einen weniger geeigneten Denkprozessor verwenden.

Die Methode des Eros zur Behebung von Dyslexie

Noch bevor wir uns an die Behebung von Dyslexie machen, müssen wir herausfinden, ob die Person, bei der wir diese Störung beheben wollen, überhaupt wirklich an Dyslexie leidet. Wegen der Missverständlichkeit dieser Erscheinung werden heute oft auch jene in denselben Korb geworfen, die Leseschwierigkeiten infolge anderer Störungen haben, die keinen Zusammenhang mit der wahren Natur der Dyslexie haben.

Ein Dyslektiker liegt gemäß REI-Theorie nur dann vor, wenn der Leser zur Verarbeitung der aus einem Buchstabentext gewonnenen Daten statt der Ratio die Emotio einsetzt. Das lässt sich an typischen Fehlern erkennen, die dabei schon früh auftreten:

– häufige Verwechslung der Buchstabenfolgen

– Verwechslung ähnlicher Buchstaben (d = b)

– Auslassen von Präfixen und Endungen

– Erraten der Bedeutung nicht erkannter Wörter

– Ersetzen von Wörtern durch sinnverwandte Wörter

– scheinbare Nichtorientierung zwischen Wörtern und Zeilen

– optisches Erfassen eines größeren Textteiles als Lesepunkt (Vorausschau)

– im Vergleich zu Altersgenossen langsamere Fortschritte beim Lesen

Ist die Behebung von Dyslexie sinnvoll?

Die meisten Dyslektiker können ihre Schwierigkeiten durch intensive Arbeit und Übungen allmählich überwinden und eine Möglichkeit für relativ gutes Lesen auch unter Einsatz der Emotio finden. Die Anzahl der Lesefehler geht bei ihnen ständig zurück und dadurch verringert sich auch der Unterschied im Vergleich mit jenen, die mithilfe der Ratio lesen. Wohl die größte Schwierigkeit, die die meisten Dyslektiker ihr ganzes Leben lang plagt, ist die Schwierigkeit mit der Konzentration und Ermüdung bei längerem Lesen. Wegen des Einsatzes eines weniger geeigneten Denkprozessors kommt es beim Lesen mithilfe der Emotio zu großer Überbelastung der Leistungsfähigkeit, und der Leser kann folglich einem Text einfach nicht im gleichen Maße wie die anderen folgen.

Wann ist die Behebung von Dyslexie sinnvoll?

Eine Behebung von Dyslexie ist nur dann sinnvoll, wenn diese im Frühstadium entdeckt wurde, also noch bevor die Emotio große Fortschritte in ihrer Leseweise machen konnte. Eine andere, für die Anwendung dieser Methode geeignete Gruppe bilden Menschen, bei denen es der Emotio trotz beharrlicher Arbeit und großer Mühe nicht gelungen ist, einen Weg zur Erkennung der Symbole zu finden, und die folglich Analphabeten geblieben sind. Bei entwickelten Dyslektikern ist die Anwendung dieser Methode ihrer persönlichen Entscheidung überlassen, denn sie verlangt einen großen Aufwand an Zeit und Anstrengung, wobei Ergebnisse schwerer zu erreichen sind. Die Methode ist dagegen nicht für Menschen geeignet, die unter Leseschwäche aufgrund anderer geistiger Störungen leiden.

Wann ist die Methode wirksam?

Der beste Zeitpunkt für die Anwendung dieser Methode zur Behebung von Dyslexie liegt in der Frühphase dieser Störung, also unmittelbar nach der Erkennung dieser Lernstörung.

Alle Anleitungen sind sorgfältig durchzulesen und strengstens einzuhalten.

Es ist regelmäßige intensive Arbeit unter Aufsicht einer anderen (erwachsenen) Person erforderlich. Der Schüler muss bereit sein, mehrere Monate lang täglich eine Stunde daran zu arbeiten.

Als Übungsmaterial verwendet der Schüler während der Arbeit nach dieser Methode besonders vorbereitete Texte. Solange der Lernprozess nicht beendet ist, darf der Schüler keine gewöhnlichen Texte lesen.

Bei Nichteinhaltung dieser Anforderungen bringt die Methode nicht die gewünschten Ereignisse.

Ziel der Methode des Eros zur Behebung von Dyslexie ist es, die Lesefunktion von der Emotio auf die Ratio zu übertragen. Man muss dabei wissen, dass die Emotio zu dem Zeitpunkt, wo Dyslexie festgestellt wird, bereits über eine grundlegende Vorstellung vom Lesen verfügt. Die Methode ist so konzipiert, dass das Kind das Lesen mithilfe der Ratio lernt und gleichzeitig der Emotio weitere Fortschritte in diesem Prozess unmöglich gemacht werden. Wenn die Ratio des Kindes das Lesen bis zu dem Grade vervollkommnet, dass sich die Emotio nicht länger in diesen Prozess einmischt, kann man sagen, dass die Lesestörung behoben ist. Ein solches Kind wird anschließend sein Leben lang ohne die für die Dyslexie typischen Schwierigkeiten lesen.

Diese Methode greift nicht in die Denkweise des Kindes ein und schwächt somit keine anderen Vorteile im Denken, die ansonsten von der Emotio angeboten werden. Sie ist so konzipiert, dass sie sich ausschließlich auf den Bereich der geistigen Verarbeitung des Lesens auswirkt und nicht im Geringsten die Denkweise der Person einschränkt.

Das Wirkungsprinzip der Methode des Eros zur Behebung von Dyslexie

Durch das Begreifen der Unterschiede in den Wirkungsweisen der Ratio und der Emotio lässt sich das auf die Emotio gestützte Lesen sehr einfach verhindern, ohne dadurch der Ratio ihre Aufgabe groß zu erschweren.

Für die Ratio ist das Lesen ein sehr einfacher Prozess. Ungeachtet dessen braucht jedoch auch sie ziemlich viel Übung, um dieser Aufgabe genügend gewachsen zu sein und sie mit der gewünschten Geschwindigkeit und Genauigkeit wahrzunehmen. Im Vergleich zu ihr liegt bei der Emotio dagegen ein wahres Wunder vor, wenn sie mithilfe einer Buchstabenschrift zur Information gelangt. Das ganze Gegenteil läuft ab beim Lesen einer Bilderschrift (Schriftzeichen, Hieroglyphen), weil diese Schriften eben mithilfe der Emotio gelesen werden. Und daran liegt es auch, dass die Chinesen keine Schwierigkeiten mit der Dyslexie kennen.

In der deutschen Sprache werden sechsundzwanzig Zeichen zur Kennzeichnung der Lautzeichen (Phoneme) verwendet, aus denen sich alle deutschen Wörter zusammensetzen lassen. Weil sich die Ratio bei ihrer Wirkungsweise der Zahlen und Wörter bedient, findet sie diese Aufgabe ziemlich logisch und einfach.

So lassen sich bei der Ratio für die Lautzeichen ohne Weiteres zwei verschiedene Symbole einführen. Und weil die meisten Dyslektiker bei ihren Leseversuchen auch die Zahlen erlernen, sind diese sehr geeignet dazu, als das zweite Symbol Anwendung zu finden.

A, a = 1

B, b = 2

C, c = 3

D, d = 4

E, e = 5

F, f = 6

G, g = 7

H, h = 8

I, i = 9

J, j = 10

K, k = 11

L, l = 12

M, m = 13

N, n =14

O, o = 15

P, p = 16

Q, q = 17

R, r = 18

S, s = 19

T, t = 20

U, u = 21

V, v = 22

W, w = 23

X, x =24

Y, y = 25

Z, z = 26

Das Wort: Mensch

lässt sich nun auch mit diesen anderen Symbolen niederschreiben: 13/5/14/19/3/8

Das Lesen mit doppelten Symbolen bildet für die Ratio nach einiger Übung keine erhebliche Änderung, und deswegen kann das jedes Kind relativ schnell erlernen.

Durch die doppelte Anzahl der Zeichen wird uns auch ermöglicht, ein beliebiges Wort auf mehrere verschiedene Arten niederzuschreiben.

Während sich das Wort Reiter mit den verfügbaren sechsundzwanzig Buchstaben auf nur eine einzige Weise niederschreiben lässt, kann es unter Anwendung der doppelten Symbole auf mehrere verschiedene Arten niedergeschrieben werden:

Bild 1: Reiter

Bild 2: R5i20e18

Bild 3: 18e9t5r

Wir bekommen auf diese Weise mit jeder neuen Niederschrift ein anderes Bild von ein und demselben Wort.

Das Wort kann freilich nur mit Zahlen oder in einer aus Zahlen und einer beliebigen Buchstabenanzahl bestehenden Kombination niedergeschrieben werden. Um eine Unterscheidung zweistelliger Zahlen von einstelligen zu ermöglichen, sind die Zahlen durch eine Leerstelle oder ein Trennungszeichen voneinander abzugrenzen. Es genügt jedoch schon eine einfache Absprache, dass Buchstaben und Zahlen abwechselnd zu verwenden sind, denn auf diese Weise sind ein- oder zweistellige Zahlen beiderseits durch einen Buchstaben abgegrenzt und es erübrigt sich jede weitere Trennung.

Was bedeutet eine solche Niederschrift für die Emotio?

Wir wissen, dass die Emotio die Bilder ganzer Wörter oder deren Wurzeln zu erkennen lernt. Schon das bereitet ihr genug Schwierigkeiten. Durch die Anwendung doppelter Symbole und die hier dargestellte Schreibweise erhält jede Niederschrift eines Wortes zumindest drei mögliche Bilder, und das Lesen wird somit für die Emotio zu einer unüberwindlich schweren Aufgabe. Der Leser ist folglich gezwungen, eine solche Niederschrift mithilfe der Ratio, also des Denkprozessors zu lesen, der allein imstande ist, diese Aufgabe zu erledigen.

Der in seiner Leseleistung bereits fortgeschrittene Dyslektiker steht nun mit dieser Methode wieder am Anfang. Menschen aber, die mithilfe der Ratio lesen, werden sich diese Methode des Lesens mit doppelten Symbolen schon nach ein paar Tagen Übung aneignen können.

Methode

Die Methode des Eros zur Behebung von Dyslexie umfasst sieben Stufen. Diese Stufen sind wegen der Unterschiede in der Wirkungsweise der einzelnen Denkprozessoren zeitlich nicht voneinander abgegrenzt. Nach der Erfüllung der Aufgabe bzw. Erreichung der Ziele der einen Stufe kann mit der folgenden Stufe fortgefahren werden.

Es wird empfohlen, dass der Dyslektiker diese Methode ungeachtet seines Alters unter Aufsicht eines Erwachsenen anwendet, der ihm bei der Ausführung der jeweiligen Aufgaben hilft oder sein Lesen kontrolliert.

  1. Stufe – Erlernen von doppelten Symbolen
  2. Stufe – Festigung von erlernten Symbolen
  3. Stufe – Summieren der Buchstaben
  4. Stufe – Erkennen der Wortbedeutung
  5. Stufe – Lesen von Texten mit doppelten Symbolen
  6. Stufe – Lesen sinnloser Wörter
  7. Stufe – Lesevervollkommnung durch einfache Symbole

 

Weiter unten gibt es zu jeder Stufe einen oder mehrere blau gekennzeichnete Anhänge mit Tabellen und Übungen, die auszudrucken sind.

  1. Erlernen von doppelten Symbolen

Die Erkennung der einzelne Lautzeichen kennzeichnenden Symbole (Buchstaben) ist für die meisten Menschen etwas Selbstverständliches, denn sie sind für die Ratio nichts anderes als die Grundbausteine der Wörter. Bei den Dyslektikern spielen dagegen die Buchstaben nicht die gleiche Rolle, denn es fällt der Emotio leichter, einzelne Buchstabengruppen als ein Bild zu erkennen, das sie mit dem betreffenden Wort in Zusammenhang bringt, als aus einzelnen Buchstaben ein Wort zusammenzusetzen.

Um die Lesefunktion von der Emotio auf die Ratio zu übertragen, hat der Dyslektiker alle Grundbausteine (Symbole) genauestens zu beherrschen. Mit dieser Aufgabe setzt man sich auf der ersten und zweiten Stufe auseinander.

Der Anhang Symbole enthält eine Tabelle mit Buchstaben und Zahlen. (Zur Ansicht des Anhangs das blaue Feld anklicken.)

Der Dyslektiker hat diese Tabelle auswendig zu lernen, damit er imstande ist, jedem Buchstaben die entsprechende Zahl, und umgekehrt jeder Zahl den entsprechenden Buchstaben ohne Weiteres zuzuordnen.

Zum Lernen der Symbole drucken Sie die Tabelle Quadrätchen aus. Drucken Sie die Symbole für Groß- und Kleinbuchstaben und Zahlen aus, um anschließend die Quadrätchen entlang der vorgezeichneten Linien auszuschneiden. Danach mischen Sie die Quadrätchen und verteilen sie verdeckt auf dem Tisch, sodass die Symbole nicht zu sehen sind. Der Dyslektiker soll nun die Quadrätchen nacheinander umdrehen (wie beim Memory-Spiel) und die auf ihnen stehenden Symbole vorlesen. Die Zahlen soll er nur mit den Buchstaben lesen, für die die jeweiligen Zahlen stehen, und nicht als Zahlen – sieht er etwa die Zahl 2, liest er den Buchstaben »b« und bei der Zahl 26 den Buchstaben »z« vor.

Diese Stufe ist abgeschlossen, sobald der Dyslektiker imstande ist, sämtliche Symbole fließend und fehlerfrei zu erkennen.

  1. Festigung von erlernten Symbolen

Die Eltern dyslektischer Kinder verkennen oft, dass ihre Kinder die Symbole nicht so gut wie deren nicht dyslektische Altersgenossen erkennen. Fließendes und fehlerfreies Erkennen der Buchstaben ist aber für das Lesen ausschlaggebend. Die nächste Aufgabe dient somit der Ermittlung, ob das Erkennen der einzelnen Symbole beim Dyslektiker ausreichend gefestigt ist. Der Anhang Sieben Minuten enthält zwei Seiten mit zufällig ausgewählten Buchstaben und Zahlen. Der Dyslektiker soll alle Symbole laut buchstabieren, während wir deren Richtigkeit kontrollieren und die angewandte Zeit messen. Die Übung kann an einem Tag auch mehrmals wiederholt werden. Als persönlicher Rekord gilt nur die Zeit jener Übung, in der es nicht mehr als drei Fehler gab. (Die Zahlen werden bei dieser Übung immer nur als Buchstaben gelesen.)

Der Dyslektiker soll das Lesen der Symbole auf dieser Stufe solange festigen, bis er alle Symbole fehlerfrei in höchstens 7 Minuten vorgelesen hat. (Bei manchen wird diese Stufe auch mehrere Wochen dauern. Man soll nicht mit der nächsten Stufe fortfahren, solange die erforderliche Zeit nicht erreicht worden ist!)

  1. Summieren der Buchstaben

Der Zweck dieser Aufgabe liegt in der Erkenntnis, dass richtiges Lesen nicht durch bildhafte Buchstabenerkennung und Verknüpfung dieser Bilder mit entsprechenden Begriffen, sondern durch Verknüpfung einzelner Buchstaben zu Wörtern erfolgt. Die Gewandtheit in diesem Tun manifestiert sich im flüssigen Lesen.

Weil der Dyslektiker auf dieser Stufe für jeden Buchstaben auch die ihm zugeordnete Zahl kennt, kann er auch den Wert der einzelnen Wörter berechnen.

Das erfolgt dadurch, dass er jeden Buchstaben in seinem Kopf in eine Zahl umwandelt, um anschließend ihre Werte zu summieren und auf diese Weise den Gesamtwert des betreffenden Wortes zu gewinnen. Einen richtigen Wert gewinnt er nur, wenn er alle Buchstaben richtig umgewandelt und zusammengezählt hat.

Apfel = 1 + 16 + 6 + 5 + 12 = 40

Der Dyslektiker gelangt mithilfe dieser Übung zur Erkenntnis der Wichtigkeit des richtigen Lesens eines jeden Buchstabens in einem Wort.

Der Anhang Summieren enthält Übungen für sieben Tage. Der Dyslektiker soll jeden Tag die auf einer von sieben Seiten befindlichen Buchstaben einzelner Wörter zusammenzählen. Wenn er noch nicht imstande ist, im Kopf zu rechnen, dann soll er sich mit dem Notieren der Rechnungen neben den jeweiligen Wörtern behelfen. (Die den Übungen hinzugefügten Kontrollblätter sind für die Person bestimmt, die dem Dyslektiker bei den Übungen hilft.)

 

Diese Stufe ist abgeschlossen, sobald der Dyslektiker die Werte sämtlicher Wörter richtig berechnet hat.

  1. Erkennen der Wortbedeutung

Der Dyslektiker konzentriert sich auf dieser Stufe auf das Erkennen der Bedeutung der Wörter, die er aus einzelnen Symbolen zusammengesetzt hat. Um ihm das bisher ausgeführte Erkennen der Bilder der einzelnen Wörter zu verunmöglichen, wird für diese Aufgabe eine Niederschrift mit doppelten Symbolen, d. h. mit Buchstaben und Zahlen, eingesetzt. Jedes Wort kommt somit zweifach vor und stellt für die Emotio zwei verschiedene Bilder dar, was dazu ausreicht, dass der Dyslektiker diese Wörter nicht länger auswendig zu lernen braucht. Um zu den Übungen zu kommen, klicken Sie auf Erkennen.

Diese Stufe ist abgeschlossen, wenn der Dyslektiker sämtliche Übungen gelöst hat.

  1. Lesen von Texten mit doppelten Symbolen

Das ist der zentrale und wichtigste Teil der Methode des Eros zur Behebung von Dyslexie. Mit dem Lesen besonders verarbeiteter Texte, in denen doppelte Symbole angewandt werden, beginnt der Dyslektiker, sich im Lesen auf eine Art und Weise zu vervollkommnen, deren nur der Denkprozessor Ratio fähig ist. Man muss dabei wissen, dass das für den Dyslektiker ungeachtet seines Alters und der Fortschritte, die er eventuell schon früher beim Lesen erzielte, ein Zeitpunkt ist, zu dem er von vorn beginnt, Lesen zu lernen. Seine Ausgangslage ähnelt deswegen stark der eines Erstklässlers und in der Lesevervollkommnung macht er gleiche Fortschritte wie Kinder ohne Dyslexie. Der Fortschritt hängt auf dieser Stufe vom Beharrungsvermögen und der Übung ab, und das heißt, dass der Dyslektiker täglich mindestens eine Stunde lesen soll. Wenn er an einem Tag aus einem besondern Grund nicht lesen kann, dann hat er die Übung am nächsten Tag nachzuholen und somit nicht nur eine Stunde, sondern zwei Stunden zu lesen, jedoch nicht ununterbrochen.

Es ist auch sehr wichtig, dass der Dyslektiker zur Zeit dieser Übungen keine weiteren Texte liest, denn jeder Kontakt der Emotio mit einem gewöhnlichen Text bedeutet für sie Fortschritt im Lesen auf ihre Weise, wo hingegen der Zweck dieser Stufe darin liegt, dass der Denkprozessor Ratio im Lesen die Emotio überholt und zu der Stufe fortschreitet, auf der die Emotio nicht länger in diese Funktion eingreift.

Der Anhang enthält auszudruckende Übungstexte. Jeder Text ist auch in einer gewöhnlichen Fassung verfügbar, die für die den Dyslektiker beim Lesen kontrollierende Person bestimmt ist. Wenn die hier verfügbaren Texte für einen Dyslektiker nicht geeignet sind, lässt sich durch Anklicken von Programm ein spezielles Programm herunterladen, das Texte in elektronischer Form in Aufzeichnungen mit doppelten Symbolen umwandelt. So können zu Übungszwecken auch Texte verarbeitet werden, die der Dyslektiker interessanter als die Texte im Anhang findet. Zum leichteren Lesen wird die Schriftart Arial empfohlen, denn einige andere Schriftarten weisen zu große Ähnlichkeiten bei gewissen Buchstaben und Zahlen auf, wodurch das Lesen erschwert wird.

Der Dyslektiker lernt in diesem Lernprozess trotz der angewandten doppelten Symbole mittelbar auch das übliche Lesen von Texten, jedoch nicht auf die für die Emotio eigentümliche Art. Eben aus diesem Grund ist es noch von besonderer Bedeutung, dass man sich nicht mit einem zu schnellen Übergang zu gewöhnlichen Texten übereilt. Wenn der Dyslektiker das Lesen nicht ausreichend gefestigt hat, kann es vorkommen, dass die Emotio bei einem zu schnellen Übergang zu gewöhnlichen Texten wieder versucht, in den Leseprozess einzugreifen, und das heißt, dass der Leser nach einigen Wochen beim Lesen schon wieder stark zu stocken beginnt. Man muss wissen, dass der Leser die Anwendung doppelter Symbole beim Lesen keinesfalls als störend empfindet. Deswegen hat er auch beim Übergang zu gewöhnlichen Texten keine Schwierigkeiten, und sein Lesen dieser Texte wird in sehr kurzer Zeit wesentlich flüssiger. Den Übergang zu gewöhnlichen Texten können wir uns auch so vorstellen, dass ein nicht dyslektischer Leser einen Text vorfände, in dem zufälligerweise nur solche Wörter vorkommen, in denen gewisse Buchstaben fehlen. Der Leser würde das beim Lesen wohl gar nicht merken, denn dieser Wegfall bestimmter Symbole würde sein Erkennen der übrigen Symbole und somit auch der Wörter und der Mitteilung des Textes nicht beeinträchtigen. Das kann für den Dyslektiker auch eine Versuchung darstellen, denn bei einer allfälligen Begegnung mit einem gewöhnlichen Text kommt er zu der Feststellung, dass er beim Lesen keine Schwierigkeiten mehr hat, was ihn in eine verfrühte Begeisterung versetzen kann, denn sein Lesen kann noch nicht so weit gefestigt sein, dass seine Emotio nicht wieder anfangen würde, in den Leseprozess einzugreifen.

Bäckerei Mischmasch

Das Mäuschen Sapra

Der Müllkippenkater

Diese Stufe dauert einige Monate und ist erst dann abgeschlossen, wenn der Leser (er kann jetzt schon nicht mehr als Dyslektiker bezeichnet werden) imstande ist, im Durchschnitt zumindest 60 Wörter pro Minute vorzulesen.

  1. Lesen sinnloser Wörter

Die Emotio sieht sich beim Erkennen unbekannter Wörter stets mit Schwierigkeiten konfrontiert. Aus diesem Grund wird für den Übergang zum Lesen gewöhnlicher Texte – mit nur einer Symbolart, d. h. Buchstaben – eine Zwischenstufe vorgesehen: das Lesen sinnloser Wörter. Die Emotio kann nämlich diese Wörter mit keinem vorhandenen Bild verknüpfen. Zu diesem Zweck soll der Leser eine Woche lang täglich die im Anhang Sinnlose Wörter enthaltenen Wörter vorlesen.

Diese Stufe wird in sieben Tagen abgeschlossen.

  1. Lesevervollkommnung durch einfache Symbole

Lesen ist ein komplexer Prozess, der eigentlich mehrere Jahre lang gelernt wird, bis er so weit vervollkommnet ist, dass die Informationen den jeweiligen Texten völlig mühelos entnommen werden können. Der Leser hat auf dieser Stufe keine für Dyslektiker typischen Schwierigkeiten mehr, kann aber bei sich wegen der Dominanz der Emotio trotzdem eine gewisse Neigung zum bildhaften Erkennen einiger Wörter bemerken. Das ist ganz in Ordnung, und es werden folglich auch keine Schwierigkeiten entstehen, denn der Leser hat bisher für das Lesen bereits einen geeigneteren Denkprozessor eingesetzt, der das Worterkennen mithilfe der Bilder nur noch dann erlaubt, wenn ein Wort als Bild wirklich richtig erkannt wird. Das ist im Grunde auch die Leseweise, die mancherorts als Schnelllesen unterrichtet wird. Der Leser mit der Leseweise der Ratio wird dabei an das Heranziehen der Emotio gewöhnt, die imstande ist, Texte schneller zu erfassen, jedoch nur mit einer begrenzten Anzahl von Wörtern und mit einer geringeren Genauigkeit. Aus diesem Grund geht auch das Lesen von Schriftzeichen schneller als das Lesen von Buchstabentexten, wobei das Lernen von Schriftzeichen dagegen weit anspruchsvoller und langwieriger als das Lernen von Buchstaben ist. Der Vorteil der Buchstabentexte liegt in der Übermittlungspräzision von Informationen.

Danksagung

Mein Dank gilt der Schriftstellerin Svetlana Makarovič, die freundlicherweise erlaubte, ihre Texte zum Zwecke des Lesenlernens zu Aufzeichnungen mit doppelten Symbolen zu verarbeiten.